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25 Jahre Stadtwerke Tornesch - Wie und warum es zur Gründung kam

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(vom 23.03.2020)

Seit 25 Jahren versorgen die Stadtwerke Tornesch die Kommune mit Strom, Gas, Wärme und Wasser. Wie und warum es zur Gründung kam, erzählten die Mitbegründer Roland Krügel, Manfred Fäcke, Helmut Rahn und der heutige Aufsichtsrat Henry Stümer der Newsletter-Redaktion.

Bedenken aus der Kommunalpolitik

1992 bringt Holger Stoss, damaliger Fraktionschef der Grünen, die Idee ein, die Stromversorgung in Tornesch in kommunale Hände zu überführen. Schließlich gab es schon ein Wasserversorgungs­betrieb in gemeindlicher Verantwortung und drei Gründe sprachen für eine Erweiterung auf den Stromsektor: Gemeindewerke würden eher auf sparsamen Energieeinsatz achten, umweltschonende Techniken einführen können und dem kommunalen Haushalt erhebliche Entlastungen bringen.

Doch die Idee verfängt bei den anderen Ratsmitgliedern nicht. Zu groß sind die Bedenken, dass so eine Gründung doch zu kompliziert sei, die Ablösesumme für die Stromversorgung die Mittel der Kommune übersteigen würden und die Gewinne vielleicht erst in ferner Zukunft gemacht würden.

1994 kommt jedoch wieder Bewegung in die Sache, als es um die Konzessionsverlängerung mit der Schleswag geht, die bislang Tornesch mit Strom versorgt. Holger Stoss, nunmehr „nur noch Bürger“, will mit einem Bürgerbegehren verhindern, dass der Konzessionsvertrag mit der Schleswag einfach verlängert wird. Mit der Idee der Gemeindewerks-Gründung geht er abermals an die Öffentlichkeit.

Zwei Wochen später, im Dezember 1994, geht es nun in einer außergewöhnlich gut besuchten Gemeindevertretersitzung schwerpunktmäßig um einen neuen Konzessionsvertrag mit der Schleswag. Dieser war unter anderen nötig geworden, weil das Verfassungsgericht die Konzessionen ohne Zeitbegrenzung für ungültig erklärt hatte.

Die Stimmungslage ist zunächst so, dass die Politiker eher für die Verlängerung des Konzessions­vertrags mit der Schleswag um 20 Jahre eintreten als für einen Kommunalbetrieb zu stimmen. Die 700.000 Mark Konzessionsabgaben wären schließlich eine sichere Einnahme für die Kommune, alles andere höchst unsicher und spekulativ.

Hoffnung durch einen Berater-Hinweis

In dieser Situation bringt ein externer Berater, der Stadtentwicklungsexperte Rainer Nölling, die Politiker auf eine neue Idee. Da sie ja zurzeit nicht einmal die Fakten kennen, über welche Alternativen sie wirklich abstimmen sollen, sollte Zeit gewonnen werden. Das könne erreicht werden, indem man der Schleswag die Verlängerung der Konzession um zwei Jahre anböte, so der Berater. Ein Raunen geht durch die Reihen und man bezweifelt, dass die Schleswag auf dieses Angebot eingehen würde.

Der Vorteil lag nun aber klar auf Seiten der Kommune. Denn selbst wenn die Schleswag dieses Angebot ablehnte, würde Tornesch trotzdem weiterhin beliefert werden müssen, währenddessen die Stadt noch immer die jährlichen Konzessionsabgaben kassieren konnte.

Rainer Nöllings Hinweis änderte die Stimmung komplett. Denn durch diesen Coup konnte die Stadt Zeit gewinnen. Man konnte die Zeit nutzen, um in einem fraktionsübergreifenden Werksausschuss konkrete Zahlen und Angebote einzuholen.

Und so geschieht es. Diverse Berater liefern nun Expertisen. Besuche bei den „Stromrebellen“, den Stadtwerken Schönau bestärkten die Tornescher in dem Wunsch, ein eigenes Stadtwerk zu gründen. Dabei steht zunächst einmal die Stromlieferung im Vordergrund.

Widerstände von drei Seiten

Im Werksausschuss arbeiten alle Parteien vertrauensvoll miteinander und ziehen schließlich an einem Strang. Das ist auch nötig. Denn Gegner gibt es noch genug. Selbst der eigenen Stadtver­waltung wird fraktionsübergreifend bescheinigt, dass ihr zuweilen das „richtige Herzblut“ fehle. Denn auch Bürgermeister Roland Krügel hält die Gründung zunächst für „volkswirtschaftlichen Blödsinn“.

Auch der derzeitige Stromlieferant Schleswag, die von vielen Landkreisen Schleswig-Holsteins 1929 mitgegründet wurde, und die schleswig-holsteiner Staatskanzlei können sich mit der Idee überhaupt nicht anfreunden. Die Schleswag würde weniger Einnahmen erzielen und das Land fürchtet, wenn die Kommunalisierung Schule mache, dass der Schleswag nur die unprofitablen Landgemeinden blieben.

Trotz heftigen Gegenwinds aus Kiel hielten Tornescher Politiker an ihrem Vorhaben fest, eine eigene kommunale Versorgung mit Wasser – das war bereits in kommunaler Hand – Strom, Wärme und auch noch Gas aufzubauen. Denn dieser Vertrag lief auch aus.

14 Millionen Mark wollte die Schleswag für das Strom- und Wärmenetz von der Stadt Tornesch haben. Ein Gutachter der Kommune kam auf höchstens 10 Millionen Mark.

Erfolg durch Sturköpfigkeit

Roland Krügel, mittlerweile auf Seiten der Gemeindewerke-Befürworter, führte nun mit Schleswag, den Hamburger Gaswerken und der Staatskanzlei in Kiel Gespräche. Nach teils zähen Verhandlungen und einer gewissen Sturköpfigkeit der Tornescher geben alle Gesprächspartner schließlich grünes Licht.

Mit den Hamburger Gaswerken wird ausgehandelt, dass sie sich am kommunalen Unternehmen mit 40 Prozent beteiligen. Mehr noch: sie schicken mit zwei Vorständen im Aufsichtsrat auch noch Fachwissen ins Unternehmen.

Nach neun Monaten „Geburtsvorbereitung“ im Werksausschuss kommt es dann im September 1995 zur Gründung, wobei der Bürgermeister Roland Krügel, bisher auch kraft Amtes Werkleiter des Wasserversorgungsbetriebes,  gleichzeitig Geschäftsführer der Gemeindewerke wird.

Er gibt freimütig zu, dass er von Strom-, Gas und Wärmemarkt noch wenig verstehe. Doch da der ehemalige Stadtwerkedirektor von Bad Oldesloe, Werner Eitelbach, nur als kompetenter Berater bereit war, die erste Zeit der jungen Tornescher Gemeindewerke zu begleiten, musste eine schnelle Lösung her. Schließlich betonen alle Seiten, dass der Bürgermeister die Gemeindewerke auch nur provisorisch führen solle. Dieses Provisorium hält bekanntlich schon seit 25 Jahren.

Gerade noch zur rechten Zeit

Die Gesprächsrunde mit Manfred Fäcke, Helmut Rahn, Roland Krügel und Henry Stümer ist sich einig: unter den heutigen Rahmenbedingungen hätte man in Tornesch keine Stadtwerke mehr gründen können und wollen.

Denn die Stadtwerke Tornesch nutzen 1995 ein Zeitfenster aus, das sich im Rückblick als Glücksfall entpuppte. Durch die Liberalisierung des Strommarktes und mit der Gründung der Bundesnetz­agentur 1998 entstanden komplett neue Strukturen, wobei Stromnetzbetrieb und Verkauf getrennt wurden und damit bloßen Stromhändlern der Weg geebnet wurde. Die oft nur online agierenden Händler wurden allein aufgrund ihrer geringeren Kostenstrukturen zu starken Mitbewerbern der Stadtwerke. Auch die Stromerlöse sanken in Folge.

So aber hat Tornesch die Gunst der Stunde genutzt und die Stadtwerke schrieben – allen Unkenrufen zum Trotz – bereits im ersten Jahr schwarze Zahlen, und das bis heute.

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